Was will ich – was ist wichtig?
Ganzheitliche Standortbestimmung
20. – 22. Januar 2017, Fr 18:30 – So 13:30
Spiritualität im Alltag
Stille bewegt und klärt
«Mit zunehmendem Alter erkenne ich das Leben immer mehr als permanenten Lern-, Such- und Entwicklungsprozess. Indem man diese Haltung auf sich selbst, auf andere Menschen sowie auf Gruppen und Organisationen anwendet, entwickelt man eine engagierte Gelassenheit. Fehler, Versagen und Scheitern werden so nicht mehr nur als etwas Negatives betrachtet, das möglichst zu vermeiden ist, sondern können zur Chance werden, eine wichtige Lektion im Leben und fürs Leben zu lernen und dadurch zu wachsen und zu reifen.» So beschreibt Lukas Niederberger (52) seine Lebensdevise auf seiner Internetseite www.lukasniederberger.ch.
Der ehemalige Jesuit und Direktor des Lassalle-Hauses weiss, wovon er schreibt und spricht an seinem Wochenendkurs Was will ich – was ist wichtig? Ganzheitliche Standortbestimmung vom 20.-22. Januar. Er hat selbst erfahren, wie Umbrüche das Leben durchschütteln können. Drei Fragen an Lukas Niederberger, heutiger Geschäftsleiter der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft und Buchautor zu spirituellen Themen.
Lukas Niederberger, auch 2017 laden Sie wieder zum Standortbestimmungs-Wochenende, ein schon fast traditioneller Kurs im Lassalle-Haus am Jahresbeginn. Wer besucht diese Kurse?
Menschen in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen. Die Einen haben eine grössere Veränderung vor oder hinter sich. Die Anderen möchten ein Instrumentarium erhalten, um für sich hin und wieder einen qualitativen Rück- und Ausblick anzustellen. Das Leben ist ein permanenter Fluss von Veränderungen. Manche Übergänge im Leben begrüssen wir und leiten sie freiwillig und aktiv ein, andere erleiden wir eher schicksalshaft und passiv. Wie immer auch die Ausgangslage der Kursteilnehmenden ist: Alle wollen nicht gelebt werden und auf dem Rücksitz des Lebens fahren, sondern möchten ihr Leben sinnvoll gestalten und am Steuer des Lebens sitzen.
Übergänge erfordern meist viel Geduld – vor allem mit sich selber. Worauf ist dabei besonders zu achten?
Ich habe immer Respekt, wenn Menschen zwei drei Jahre vor der Pensionierung stehen und den Kurs besuchen, um diesen Übergang bewusst vorzubereiten. Sie wissen um die nötige Geduld und ahnen, dass dieser Übergang recht dramatisch sein wird, weil wir uns stark über die Arbeit definieren. Grob betrachtet werden Übergänge in vier Phasen eingeteilt: die Zeit der Vorbereitung, das Loslassen des Gewohnten, das Aushalten der Zwischenphase und das Einlassen auf eine neue Situation. Von Loslassen allerdings spreche ich nicht gern, weil wir Vergangenes nicht wirklich loslassen. Es geht vielmehr darum, das Gewesene möglichst versöhnt und dankbar in unser Leben so zu integrieren, dass uns die Vergangenheit nicht zwingt, ständig mit dem Blick in den Rückspiegel durchs Leben zu kutschieren. Die Phase des Nicht-mehr-und-noch-nicht, die sogenannte Schwellenphase, gilt es nicht bloss passiv auszuhalten, sondern positiv als Brachland oder Brachzeit zu betrachten. Wenn etwas wirklich Neues in unserem Leben entstehen soll und nicht einfach nur mehr vom Gleichen, können Aus-Zeiten ein riesiges Geschenk sein. Es ist grossartig, sich zu erlauben, nicht zu wissen, was als Nächstes kommt. Und es ist die beste Voraussetzung, um sich für das Neue öffnen zu können.
Ist dies in Ihrem eigenen Leben gelungen?
Die Offenheit für Neues und Unbekanntes fällt mir in Übergängen am leichtesten, weil in meinem Leben das Neue immer mit dem Kennenlernen interessanter Menschen und Themen verbunden war. Unterschiedlich wars beim Abschied von Vergangenem: Leicht fiel mir der Weggang vom Lassalle-Haus im Frühjahr 2008, weil ich sehr dankbar auf die 13 Jahre in Bad Schönbrunn zurückschauen konnte und wusste, dass mein Nachfolger das Haus mit Verstand und Herz leiten würde. Und schwer war der Abschied in anderen Fällen, wo mir ältere Herren aus der Privatwirtschaft, die einen unreflektierten Umgang mit Macht pflegten und keine Kritik tolerierten, Knall auf Fall kündigten. Ganz sicher möchte ich die Phase des Dazwischen, die Brachzeit leben, wenn meine Pensionierung ansteht – obwohl ich jetzt schon viele Ideen habe, die ich danach umsetzen möchte.